Pressemitteilung — Bürgerinitiative Holzheim

Donauwörther Zeitung

Bericht über Benefiz-Veranstaltung zugunsten der BI Holzheim

Schlacken Mit(-)gift

Kabarett-Duo Hoffer & Riedelsheimer in Holzheim

Nach dem Auftritt der "Mehlprimeln" im August erhielten die Holzheimer erneut kabarettistische Unterstützung gegen die geplante Schlackedeponie, diesmal vom Duo Hoffer & Riedelsheimer. In der vollen Holzheimer Mehrzweckhalle traten die Hobby-Kabarettisten zusammen mit der Biberbacher Stubnmusi zugunsten der Bürgerinitiative Holzheim auf. Aus deren eigenen Reihen sorgten Toni Wiedemann und Bernd Meyr zusätzlich für gute Stimmung.

Eingeleitet wurde der satirische Abend von Toni Wiedemann, der sich als Geschäftsführer der Lech-Stahlwerke an die Holzheimer wandte und die Vorteile der geplanten Schlackedeponie beschwor: Schon allein der wertvollen Bestandteile wie Nickel und Chrom wegen, könne man nicht von einer Altlast für die Zukunft sprechen, sondern vielmehr von einer Lagerstätte für die Bodenschätze der Zukunft. Auch werde die in der Schlacke enthaltene Radioaktivität eine wachstumsfördernde Wirkung auf alle am Roten Brunnen vorkommenden Pilzarten haben wie schon seit Tschernobyl nicht mehr.

An die Bürgerinitiative gewandt, wies Dr. Bachner alias Wiedemann nochmals auf das beruhigende Ergebnis der Auswaschuntersuchungen hin: Das beauftragte Labor habe einen Langzeitversuch von über 24 Stunden durchgeführt und festgestellt, "daß in dem verwendeten Wasser — auch mit Brille — keine Schwermetalle zu beobachten waren". Sollten sich jedoch wider Erwarten die in der Schlacke enthaltenen "Spurenelemente" und "Mineralstoffe" lösen, dann werde man unverzüglich die Max Aicher Mineralbrunnen AG gründen, dieses Mineralwasser in Flaschen abfüllen und den Holzheimern zu einem Vorzugspreis anbieten.

"Holzheim befindet sich nicht auf dem Holzweg", gab auch Josef Riedelsheimer in seinem Solo-Part dem erstaunten Publikum zu verstehen. Kreativität im Umgang mit der drohenden Deponie sei gefordert! Positives Denken! Statt sich gegen die abzulagernde Schlacke zu stemmen, müsse sie endlich als Geschenk begriffen werden — als Mit-Gift sozusagen. Dann nämlich könne für Holzheim aus der größten Schlackedeponie Europas das größte Schlackegeschäft Europas werden.

Als hätte er schon einige Deponien vermarktet, brannte Riedelsheimer, Deutschlehrer im bürgerlichen Leben, ein regelrechtes Feuerwerk an Ideen ab, wie der Standort Holzheim auf die künftige Entwicklung adäquat reagieren solle. Beispielsweise sei der Psycho- und Esoterikwelle unbedingt Rechnung zu tragen: Da die Schlacke aus einem extremen Schmelzprozess hervorgegangen sei, binde sie enorme Energien, die in dekorativen Umhängebeuteln ihrem Träger spirituell (und der Gemeinde finanziell) zugute komme.

Überhaupt müsse das Selbsterfahrungspotential der künftigen Deponie in vollem Umfange erschlossen werden: Von der Schlackenkur für Prominente bis zum Schicki-Micki-Ehe-Seminar "Gemeinsam durch die Schlackenhölle". Um zu verhindern, dass die Erinnerung an Holzheim und seine Attraktion am Roten Brunnen allzuschnell verblasst, sei ein originäres Andenken erforderlich: "Statt Zwetschgnmandl einen Schlackensepp." Wegen der künftigen internationalen Ausrichtung der Gemeinde, müsse der Schlackensepp (bzw. die Schlackenmarie) natürlich auch in den länderspezifischen Ausführungen erhältlich sein: einen Slag Joe für Amerikaner beispielsweise oder einen spanischen Don Jose de la escoria. "Und den Japanern als Rache für ihr Tamagotchi einen Tamaslacki."

Weniger positiv bedachten Paul Hoffer und Josef Riedelsheimer die geplante Deponie mit ihren "Holzheimer Gstanzl": "München wird Standort für High Tech / doch Holzheim kriagt an Haufn voi Dreck." Hoffer, eine Begabung für Stimmenimitation, ließ in seinem Solo-Part sogar den unvergesslichen Luis Trenker auferstehen, um inbrünstig wie eh und je die Anwesenden im Kampf für ihre Heimat zu bestärken.

Die Pausen zwischen den Einlagen füllte die Biberbacher Stubnmusi aus. Wer jedoch erwartet hatte, von Hackbrett und Zitter, Harfe und Gitarre sowie Flöte würde nur Bayerisches zu hören sein, der sah sich angenehm überrascht. Auf dem Repertoire der Stubnmusi standen auch irische und schottische Stücke, die sich harmonisch ins musikalische Gesamtbild einfügten.

Im abschließenden Teil ihrer Vorstellung brachte das Kabarett-Duo dann noch Einlagen aus ihrem Programm "Sichelschnitte", mit denen Hoffer & Riedelsheimer bestätigten, was schon im Laufe des Abends für Auge und Ohr sinnfällig ward: Beste Kleinkunst, voll Witz und Ironie und mit Hingabe gespielt.