Aichacher Nachrichten
- Redaktion -

Betrifft Leserbrief

hier: Ihre Kolummne "Nachgefragt" bei Siegfried Funk von den Lech-Stahlwerken in der Ausgabe vom 28.7.1998.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie im Sinne einer ausgewogenen Berichterstattung nachfolgenden Leserbrief ungekürzt veröffentlichen könnten.

Zu Ihrem Interview mit Herrn Funk von den Lech-Stahlwerken (LSW) möchte ich aus Sicht der Bürgerinitiative Holzheim folgendes anmerken:

Die LSW transportieren ihre Schlacke seit über 20 Jahren in die Gemeinden Münster und Holzheim, weil sie hier bislang günstige Bedingungen vorfanden. Zum einen hoffen sie, sich bei der geplanten Mega-Deponie in Holzheim eine aufwendige Grundwassersperrschicht ersparen zu können. Immerhin mußten sie in ihrem Zwischenlager Lohwald auf 2 ha rißfesten Stahlbeton auslegen. Zum anderen waren die Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde nicht wachsam genug. Das hat der Gemeinde Münster mittlerweile einen Schlackeberg eingebracht, der statt der erlaubten 8 m nunmehr 18 m hoch ist und statt den ursprünglich veranschlagten 150.000 t nun 780.000 t wiegt! Und die Holzheimer dürfen in Sulz auf eine Hinterlassenschaft der LSW blicken und sich (und die Regierung von Schwaben) fragen, warum seit 1985 keine Rekultivierungsmaßnahmen eingeleitet wurden.

Zum Grundwasserschutz ist anzumerken, dass die Tonschicht unter dem geplanten Deponiegelände, von der Herr Funk spricht, nicht durchgängig ist und Löcher aufweist. Zudem kann saurer Regen und die in der Luft enthaltene Kohlensäure den Kalk der Schlacke neutralisieren, was die Abgabe von Schwermetallen beträchtlich erleichtert. Mit Blick auf die Strömungsrichtung des Grundwassers läßt das nichts Gutes für die Trinkwasserschutzzone bei Münster ahnen.

Was die Radioaktivität der Schlacke anbelangt: Die Bürgerinitiative Holzheim entnimmt die Mengen einem Gutachten, das die LSW selbst in Auftrag gegeben, wohlweislich aber ihren Planungsantrag nicht beigefügt haben. In der Tat sind radioaktive Stoffe nur in Spuren nachgewiesen. Rechnet man die Mengen jedoch auf das geplante Deponievolumen von 3 Mio. Tonnen hoch, so ergeben sich immerhin 6 Tonnen Uran und Thorium. Beide Elemente sind imstande ein radioaktives Edelgas hervorzubringen, das jede natürliche Barriere überwinden kann.

Letzter Punkt: Es klingt zynisch, wenn Herr Funk sagt, ein Ortsfremder fände die erste, vor 17 Jahren geschlossene Deponie nicht mehr, weil sie begrünt sei. Die Hinterlassenschaften mit ihren Auswirkungen auf Mensch und Natur bleiben - ob unter den grünen Teppich gekehrt oder nicht.

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Reinhard Hölzl